Rückblick Tag der Logistik in der humanitären Hilfe - „Wenn jede Minute zählt!“

Naturereignisse wie Erdbeben, tropische Stürme oder lange Trockenperioden – solche Katastrophen treten immer wieder auf und bringen Menschen in Notsituationen. Bilder der gut organisierten Helfer vor Ort, die zeitnah Personal, Ausrüstung und Hilfsgüter beschaffen, sind oftmals aus den Medien bekannt. Doch diese effektive humanitäre Hilfe ist keine Selbstverständlichkeit. Verdankt wird sie der logistischen Höchstleistung, die Hilfsorganisationen und Unternehmen schnellstmöglich erbringen.
Auf diese Schlüsselrolle der Logistik beim Einsatz lebensrettender Maßnahmen machte der Tag der Logistik am 10. April aufmerksam. Unter dem Motto „Wenn jede Minute zählt“ gestalteten die Fachhochschule Münster, die Westfälische Wilhelms-Universität und die Stadt Münster im Rahmen der Allianz für Wirtschaft gemeinsam einen informativen und abwechslungsreichen Tag mit Planspielen, Fachvorträgen sowie einer Podiumsdiskussion.
Am Morgen verwandelte sich die Münsteraner Innenstadt zunächst in ein fiktives Katastropheneinsatzgebiet. Die Planspiele „Disaster In My Backyard“ und „Disaster Response Model“ simulierten eine Katastrophe sowie den Aufbau eines Flüchtlingscamps. In diesen Planspielen hatten die 60 Teilnehmer die Aufgabe, sich in Teams in die Rolle von Krisenmanagern hineinzuversetzen und mit situationstypischen Informationen und Ressourcen Katastrophenopfer zu retten. Hautnah und interaktiv wurden der richtige Ablauf und die Koordination, aber auch die dabei auftretenden alltäglichen Probleme und Herausforderungen, mit denen die Helfer bei Katastrophen konfrontiert sind, erlernt.
Am Mittag folgten praxisnahe Fachvorträge zur Schlüsselrolle der Logistik in der humanitären Hilfe. Prof. Dr.-Ing. Bernd Hellingrath schuf den inhaltlichen Rahmen für die nachfolgenden Vorträge zweier Hilfsorganisationen, indem er die Aufgaben der humanitären Logistik strukturiert erklärte. Der mit den Worten „Die humanitäre Logistik rettet Menschenleben und lindert Leid“ zusammengefasste Beitrag zeigte zusätzlich auf, welche Schwierigkeiten in der Praxis aktuell durch die Forschung gesehen und perspektivisch gelöst werden sollen. Die im komplett gefüllten Festsaal der Stadt Münster anwesenden Zuhörer bekamen dabei einen kurzen Einblick in aktuelle Forschungsvorhaben, die Prof. Hellingrath unter anderem als Leiter des Arbeitskreis „Humanitäre Logistik“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) aktiv vorantreibt.
Die Notwendigkeit weiterer Forschung wurde anschließend durch die praxisnahen Vorträge der Auslandshilfe des Deutschen Roten Kreuz sowie von humedica e. V. verdeutlicht. Während der Vortrag des DRK die verschiedenen technischen Möglichkeiten zur Hilfe wie z.B. realisierbare Kapazitäten für die Wasseraufbereitung veranschaulichte, gelang es dem Münsteraner Chirurgen Simon Oeckenpöhler (Universitätsklinikum Münster, humedica e. V.) mit seinem Vortrag zum Hilfseinsatz nach Taifun Haiyan auf den Philippinen den Zuhörern das Gefühl zu geben, mit dabei gewesen zu sein. Abgerundet wurde der Tag mit einer hochkarätig besetzten und lebendigen Podiumsdiskussion über das Erdbeben auf Haiti in 2010.