Das digitale Semester stellt uns alle vor große Herausforderungen. Hier möchten wir die Erfahrungen von Dozierenden und Studierenden mit der digitalen Lehre teilen.
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Prof. Dr. Stefan Klein
Wie haben Sie die Umstellung zur digitalen Lehre wahrgenommen? In erster Linie anstrengend. Es war eine ganz andere Situation, was die Kommunikation anging. Was vorher über physische Begegnungen lief, wurde auf online verschoben. Ich hatte zum Beispiel 50% mehr E-Mails im Postfach als sonst, dieses Jahr habe ich bereits über 4000 Mails geschrieben. Man musste viel mehr kommunizieren, um sicherzustellen, dass nichts untergeht oder Dinge unbeabsichtigt schieflaufen.
Vor einiger Zeit gab es ja noch viele Diskussionen darüber, ob digitale Lehre gut oder schlecht ist. Aus meiner Sicht waren solche Diskussionen müßig, da wir damals noch keine Alternative hatten. Stattdessen habe ich mich selber ständig bemüht und auch in meinem Team kommuniziert: Wir müssen das Beste aus der Situation machen - das ist unsere Aufgabe. Wir konnten lange Zeit nicht genau sagen, wann Präsenzlehre wieder vertretbar sein würde, das lag schlichtweg nicht in unserer Entscheidungsmacht.
Daher versuchte ich in den Formaten, die wir gemacht haben, der Situation gerecht zu werden und auf die Studierenden einzugehen. Ich habe nicht mehr als 50-60 Studierende in einer Veranstaltung gehabt und konnte so auch gut in kleineren Formaten Dinge umsetzen, die ich auch vorher schon gemacht hatte und die sich einem Onlinekontext bewährt haben. So habe ich etwa die Veranstaltungen in zwei/drei Segmente mit kurzen Pausen unterteilt.
Wir haben eine Taskforce zur digitalen Lehre und hatten zu Beginn des Semesters dort einen Austausch darüber, was es für sinnvolle Praktiken gibt und wer was macht. Das war sehr lehrreich! So habe ich dann auch mit Umfragen im Unterricht gearbeitet und direkt Abstimmungsergebnisse vorliegen gehabt. Das sind Formen der Aktivierung, in welchen sich die Studierenden ebenfalls mit einbringen können. Zudem hatten wir durch die Chat-Funktion auf Zoom auch mehr Kanäle: Diejenigen, die sich nicht melden oder reden wollten, nutzten zum Teil den Chat und äußerten damit Fragen und Kommentare.
Das Gespräch unter Sitznachbarn, das sonst nicht für alle anderen sichtbar war, wurde hiermit auch sichtbar gemacht für alle, sofern die Studierenden da mitmachen wollten. Bei meiner Masterveranstaltung Information Management Theories habe ich jeweils für die Gruppen (4-5 Studierende), die in kommenden Sitzungen vortragen mussten, zusätzliche Sitzungen angeboten, um über den Stand der Vorbereitung zu sprechen, Hintergründe zu erläutern und Fragen zu klären. Solche Gespräche fand ich sehr anregend und angenehm, auf diese Weise wurde ein virtueller sozialer Kontakt hergestellt und ein intensiver Austausch ermöglicht. In der Evaluation ist das auch im Nachhinein positiv aufgenommen worden.
Den Inhalt des Kurses habe ich ein wenig umgestellt, experimentiert und dann die Studierenden gefragt, wie sie es annehmen, von Folien zu Memos zu wechseln.
Im Grunde habe ich dabei Word-Dokumente geschrieben, die ich teilen kann und den Studierenden damit mehr Material gegeben und bessere Hilfen angeboten, um die Dinge selber zu erarbeiten - das war das auch Feedback, das ich erhalten habe. Folien sind für einen Vortrag als Begleitung nicht schlecht, zum Lernen in der Regel aber nicht immer optimal - da fehlen einfach Aspekte, die sonst auf der Tonspur waren. Da habe ich dann versucht, auch Zitate aus den Texten, die wir gelesen haben, einzubauen, damit man das direkt nachvollziehen kann. Aus meiner Sicht hat das gut funktioniert.
Von allen Seiten war das ein intensiver Lernprozess: wir haben versucht, mit der Situation möglichst gut umzugehen. Ich denke aber auch, dass die Corona-Semester dazu geführt haben, dass der Digital Divide bzw. die digitale Spaltung unter den Studierenden größer geworden ist. Es gibt diejenigen, die mit dem online Format zurechtgekommen sind und diejenigen, bei denen das nicht der Fall war und die leider deutlicher abhängt wurden. Die einen haben noch mehr profitiert, sich drauf eingelassen und dazu gelernt. Diejenigen, die das nicht taten und auch nicht an den Online-Veranstaltungen teilgenommen haben, waren abgehängter als davor. Das ist schwierig, allerdings wusste ich auch nicht genau, wie man das adressieren kann. In NRW ist die Teilnahme zu den Veranstaltungen ja freiwillig.
Was sicherlich auch nicht einfach war: Die Monotonie während der digitalen Lehre. Die Tage waren monotoner. Im Positiven spart man viel Zeit für das Fahren zwischen verschiedenen Standorten. Da saß man den ganzen Tag am Schreibtisch und in demselben Setting. Für Personen, die eine ungünstige Lebenssituation haben, war es schwieriger, damit umzugehen. Beispielsweise hat nicht jeder eine gute räumliche Situation oder die Ruhe, um an universitären Veranstaltungen teilzunehmen. Es gab darüber hinaus auch viele Studierende, die mit der sozialen Situation, wie z.B. mit dem alleine sein, nicht gut umgehen konnten.
Wie sind Sie in den letzten Monaten der digitalen Lehre mit der Situation umgegangen? Wie haben Sie sich auf Veranstaltungen vorbereitet?
Ich habe es auf beiden Seiten als einen Lernprozess betrachtet, sich auf die geänderte, soziale Situation einzulassen. Das Format, das ich in der Vergangenheit schon entwickelt hatte, ist eine Kombination aus Seminar und Vorlesung in einer Veranstaltung. Die Studierenden erhalten Lektüren und müssen Aufsätze lesen. Für jede Sitzung gibt es eine Gruppe, die ihre Perspektive, ihre Fragen etc. auf ein Paper vorstellt. Darauf folgt eine Diskussion und am Schluss gebe ich eine "Mini-Lecture", indem ich Fäden nochmal zusammenziehe, den Kontext herstelle und Aspekte ergänze. Dieses Format hatte ich vorher schon, habe es aber für die digitale Situation angepasst. Hierzu habe ich ein breites Spektrum an unterschiedlichem Feedback erhalten. Tendenziell war der Anteil des positiven Feedbacks aber höher. Über Erwartungsmanagement habe ich schon im Vorfeld versucht klarzustellen, was den Studierenden in diesen Wahlpflichtkursen bevorsteht. Mir ist auch immer wichtig, dass der Transfer von Inhalten deutlich wird. Dafür ist es hilfreich auch zu erklären, wie ein praktisches Beispiel und die Anwendung von Inhalten dort funktioniert. Ein Beispiel: Informationsmanagement und Planung kann man sehr gut anhand des Beispiels der Universität und ihrer eigenen organisatorischen Strukturen diskutieren.
Darüber hinaus habe ich die Studierenden auch ermutigt, ihre Kamera einzuschalten. Dazu konnte man aber natürlich nicht jeden zwingen: zum Teil hatten einige Bandbreitenprobleme oder hatten etwas im Hintergrund, was sie nicht zeigen wollten. Auch hier habe ich zwar an die Studierenden appelliert, gleichzeitig aber auch ihre Entscheidungen und Freiheit respektiert.
In einem Online-Kontext war es jedoch schwieriger, eine Interaktionsdynamik zu etablieren und ein dynamisches Gespräch untereinander zu haben. Leicht war es natürlich, sequenziell Leute zu adressieren. Eine Diskussion anzuregen, war aber schwieriger. Für mich war es daher ein Highlight, wenn das gelungen ist und mehrere Leute sich von sich selbst aus meldeten und etwas sagen wollten. Das ist auch gelungen, da musste man nur etwas dran arbeiten und versuchen, kreativ mit den Beschränkungen umzugehen. So konnte man sogar auch Dinge realisieren, die man vielleicht im physischen nicht hätte machen können.
Was hat während der digitalen Lehre gefehlt?
In der Präsenzlehre sieht man im Hörsaal die Studierenden physisch und hat die Möglichkeit, auch mal rumzulaufen. Das ist eine völlig andere Art, ein Gespür dafür zu entwickeln für das, was gerade läuft. Über Zoom habe ich nur eine kleine Anzahl von Personen gesehen (ca. 10 Personen). Die anderen habe ich leider meistens nicht gesehen und auch keine Reaktionen mitbekommen. Deswegen habe ich immer gesagt, dass ich mich darüber freue, wenn die Studierenden ihre Kamera einschalten. Auch wenn ich weiß, dass es mit dem Abschalten natürlich auch bequemer ist. Für denjenigen, der einen Vortrag halten will, ist es jedoch schwieriger keine Gesichter zu sehen.
Wo haben Sie Verbesserungsmöglichkeiten gesehen?
Da gab es einen Punkt in Hinblick auf die infrastrukturelle Situation, bei der ich aber nicht wusste, wie man diese ändern könnte. Der physische Raum schafft eine andere Art von Gleichheit. Da sitzen alle nebeneinander im gleichen Raum und haben dasselbe Setting, unabhängig von individuellen Faktoren. Im virtuellen haben wir das nicht. Da sah man dann auch deutliche Unterschiede, ob jemand Ruhe hatte oder eventuell gestört wurde. Wenn hybride Formate langfristig angeboten werden sollen, würde man zum Beispiel ein weitreichendes Angebot von speziell ausgestatteten Räumen benötigen, um zu verhindern, dass die online Teilnehmenden sich in die zweite Reihe versetzt fühlen.
Ansonsten habe ich die Verantwortung bei Dozierenden und Studierenden gesehen, herauszufinden, was funktioniert hat und was man hätte besser machen könnte. Die digitale Lehre erforderte viel mehr Bereitschaft zu experimentieren, gleichzeitig ist dann auch schnelles Feedback erforderlich.
Feedback versuchen wir unter anderem mit den Evaluationsbögen einzuholen. Da liegt es aber auch in der Verantwortung der Studierenden, diese auszufüllen. Wir haben hier die Erfahrungen gemacht, dass nur ein sehr geringer Teil die Bögen ausfüllt. Für die Evaluation hatte ich beispielsweise in der vorletzten Sitzung einer Veranstaltung sogar extra Zeit eingeräumt. Dazu habe ich dann gesagt, dass ich den Bericht gerne in der letzten Sitzung besprechen möchte. Da fand ich es dann schade, wenn Studierende die Gelegenheit nicht nutzen, um ihr Feedback abzugeben.
Was mir daher auch weiterhin von hoher Bedeutung ist: Das Spektrum von Wahrnehmungen eines Kurses transparent zu halten. Ich finde es sehr wichtig, solche Möglichkeiten des Feedbacks zu nutzen, um die Wahrnehmungen der Studierenden widerzuspiegeln und ggf. gemeinsam Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten.
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Max (Masterstudent)
Wie hast du die Umstellung zur digitalen Lehre anfangs wahrgenommen?
Für mich war die Umstellung zur digitalen Lehre kein Problem. Ich muss dazu sagen, dass ich letztes Jahr im Sommer mein Bachelorstudium abgeschlossen habe. Dementsprechend hatte ich im Sommersemester nur noch ein Modul und die Bachelorarbeit ausstehen - das lief ohne weitere Probleme. Parallel hatte ich noch ein Praktikum geplant, dort konnte ich dann von Zuhause aus arbeiten, was ebenfalls ziemlich gut gepasst hatte neben meinem letzten Bachelorsemester.
Dazu kommt, dass mein letztes ausstehendes Modul Datenanalyse und somit ein Mathe-Fach war, dort war es letzten Ende sehr hilfreich, dass es von den ganzen Themen Aufzeichnungen gab. So konnte man, falls man etwas nicht ganz verstanden hat, sich alles mehrmals anschauen. Insofern hatte ich keine Probleme mit der Umstellung und bin tatsächlich sogar großer Freund von der digitalen Lehre.
Was gefällt dir gut an der digitalen Lehre?
Ich war vorher nicht immer unbedingt gerne in Vorlesungen, seit der digitalen Lehre habe ich aber keine einzige Veranstaltung mehr verpasst. Mir fällt es tatsächlich leichter, im Rahmen der digitalen Lehre am Ball zu bleiben, besonders jetzt auch im Master. Dadurch dass die Anfahrt zu den Veranstaltungen entfällt, hat man auch keine Ausreden mehr, Vorlesungen zu verpassen. Außerdem ist man ist natürlich auch flexibler in der Zeiteinteilung. Wenn man möchte, schafft man durch die digitale Lehre mehr am Tag.
Da ich bereits im Bachelor in Münster studiert habe und schon einige Leute kenne, fehlt mir auch nicht der soziale Austausch der Präsenzlehre. Zu meinen Freunden halte ich den Kontakt beispielsweise über Whatsapp. Bei Erstis oder Studierenden, die frisch angefangen haben und im zweiten oder dritten Semester sind, ist das natürlich was anderes. Da ist es vermutlich schwieriger, Kommilitonen auch außerhalb der Zoom-Veranstaltungen näher kennenzulernen.
Was mir an der digitalen Lehre ebenfalls gut gefällt, sind die Aufzeichnungen von Vorlesungen und Übungen. Meiner Meinung nach könnte es auch beibehalten werden, Vorlesungen und Übungen aufzuzeichnen, damit sich Studierende dies im Nachhinein mehrfach anschauen können.
Was fehlt dir am meisten an der Präsenzlehre?
An der Präsenzlehre fehlt mir eigentlich fast nichts, da ich mit den Vorlesungen auch gut von Zuhause aus zurecht komme. Was mir aber fehlt, ist das Arbeiten innerhalb von Seminaren in großen Gruppen. Das wurde jedoch teilweise auch gut in digitale Formate überführt.
Wir haben viele Gruppenarbeiten im Studium - in diesem Kontext fehlt das Miteinander schon. Daher bin ich zum Beispiel froh, dass im Bachelor mein Projektseminar normal durchgeführt werden konnte. Da haben wir mit einer Gruppe an einem Projekt gearbeitet und uns dafür zwei Mal wöchentlich gemeinsam am Leo-Campus in einem eigenen Büro zusammengesetzt – das war schon ein cooles, gemeinschaftliches Erlebnis, was digital vielleicht anders gewesen wäre.
Bei Studierenden, die diese Erfahrungen im Projektseminar digital machen, geht natürlich einiges an dem Miteinander einer Projektarbeit verloren. Und es ist schon schwierig, seine Kommilitonen digital kennenzulernen, da der Austausch einfach viel geringer ausfällt als in der Präsenzlehre.
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Sebastian (Bachelorstudent)
Wie hast du die Umstellung zur digitalen Lehre anfangs wahrgenommen? Wenn man die anfangs aufgetretenen Serverprobleme außer Acht lässt, kann man sagen, dass die meisten Dozierenden bemüht waren, ordentliche Vorlesungen und Seminare zu halten. Dennoch muss ich damals wie jetzt sagen, dass meiner Meinung nach die analoge Lehre der digitalen schon noch voraus ist und hoffe, dass ich zum Master hin wieder Gesichter „in echt“ sehen kann.
Wir befinden uns jetzt schon im dritten Semester, welches digital läuft - wie gehst du inzwischen damit um?
Anfangs im ersten Semester war ich digitalen Vorlesungen nicht abgeneigt, da das Pendeln wegfiel. Falls man was verpasst hatte, konnte man in vielen Fällen auf Vorlesungsaufzeichnungen zurückgreifen, das war wirklich gut. Mittlerweile muss man sich schon aufraffen und selbst motivieren, damit einem die Decke des eigenen, 13m2 großen Vorlesungssaals nicht auf den Kopf fällt.
Was fehlt dir am meisten an der Präsenzlehre?
Am meisten das Zusammenfinden von Kommilitonen/Freunden in der Vorlesung und die gemeinsame Mensapause. Bezogen auf die Lehre speziell muss ich sagen Tutorien, da (ich persönlich) aus Online-Tutorien nicht so viel mitnehmen kann - ähnlich wie bei Vorlesungen.
Was gefällt dir gut an der digitalen Lehre?
Die Verfügbarkeit von Vorlesungsinhalten, das habe ich mir auch schon vor Corona oft gewünscht. Gab es zwar bei 1-2 Veranstaltungen auch so und ich hoffe, dass das in Zukunft weitergeführt wird.
Wo siehst du Verbesserungsmöglichkeiten?
Verbesserungsbedarf sehe ich bei der Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden - ein Dozent hat mich nach einigen Mails bezüglich einer Bachelorarbeit nach einigen Mails auf eine Antwort warten lassen - das war etwas schwierig und hat mich Zeit gekostet. War eventuell auch nur ein Einzelfall, aber eine gewisse Erreichbarkeit von Dozierenden sollte gewährleistet sein. Ansonsten wäre die Einführung von hybriden Inhalten nach Corona eine Bereicherung der Lehre meiner Meinung nach.
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Jan-Philipp (Bachelorstudent)
Wie hast du die Umstellung zur digitalen Lehre wahrgenommen?
Ich fand es jetzt nicht schwierig in dem Sinne, dass ich jetzt nicht mit der Technik klargekommen bin, das war überhaupt kein Problem. Aber es ist dann natürlich ein komplett anderes Lernen, als wenn man in eine Vorlesung geht. Da ist man viel konzentrierter, weil es gibt ja auch nichts, wo wodurch man sich ablenken kann, außer durch die Leute, die neben dir sitzen. Und Zuhause ist ja eigentlich ein Ort, wo man nicht mehr arbeitet und das sollte ja eigentlich getrennt sein, das ist es nunmal nicht mehr und das macht es etwas komplizierter. Schwierig fand ich die Umstellung zur digitalen Lehre nicht, aber ungewohnt. Man muss sich immer selbst dazu zwingen eine aufgezeichnete Vorlesung zu gucken, man hat halt keinen festen, gestaffelten Terminplan. Früher hat man halt Pech gehabt, wenn man wo nicht da war, aber jetzt kann man das halt immer verschieben und deswegen hat man natürlich auch die Tendenz, das irgendwo hinzuschieben.
Wir befinden uns jetzt schon im dritten Semester, welches digital läuft - wie gehst du inzwischen damit um?
Ich arbeite jetzt strukturierter, weil am Anfang habe ich immer viel vergessen und jetzt benutze ich Notion, um einfach alles durchzuorganisieren, dass man ein bisschen besser damit klarkommt. Also ich würde behaupten, dass es einfacher geworden ist. Aber nur weil man mehr Erfahrung hat, wie man jetzt Zuhause arbeitet.Was fehlt dir am meisten an der Präsenzlehre?
Erstmal ist es einfacher sich auf den Inhalt zu konzentrieren, wenn die Veranstaltung in Präsenz ist. Und man sitzt nicht alleine Zuhause, sondern mit Leuten zusammen und kann sich auch noch mit denen unterhalten. Generell, dass man studiert - ich hab mich nicht an der Universität Münster beworben, um ein Fernstudium zu machen. Alles was nicht von zuhause geht, aber eigentlich dazu gehört, fehlt.Was gefällt dir gut an der digitalen Lehre?
Manche Sachen sind in dem Sinne von Vorteil, zum Beispiel wenn man im ersten Semester Informatik 1 macht, das ist normalerweise eine Live-Vorlesung und jetzt wird sowas halt aufgezeichnet, wenn man etwas nicht verstanden hat, kann man es einfach nochmal gucken. Aber ansonsten hat es nicht allzu viele große Vorteile mit sich gebracht, es sind leider einfach viele Sachen weggefallen. -
Tobias (Bachelorstudent)
Wie hast du vor drei Semestern die Umstellung zur digitalen Lehre anfangs wahrgenommen?
Ich fand am Anfang ging es relativ fix. Ich glaube ich hatte Projektmanagement, CACS und Operations Research und da war ich relativ überrascht, wie gut da die Umstellung lief. Ich fands tatsächlich auch ein bisschen angenehmer, als in Präsenz, zumindest die Sachen, die aufgezeichnet wurden. Wenn man mal nicht mitkommt, kann man einfach zurückspulen oder Pause drücken. Ein paar Professoren, vor allem in Informatik, haben immer Live-Vorlesungen per Zoom gemacht und die dann aber wenigstens noch aufgezeichnet und hochgeladen. Das fand ich einen coolen Kompromiss, weil da hat man so ein bisschen beides, einmal die Interaktion des Professors mit den Leuten und auf der anderen Seite kannst du es dir aber auch nochmal angucken und du kannst es auch nachholen, falls du mal krank warst, falls du mal was verpasst hast oder zeitlich irgendwie anders verhindert warst. Das ist mir damals in den Präsenzsemestern aufgefallen, dass wenn man da mal eine Woche nicht konnte oder krank war, hat man viel verpasst. Damals war es auch so, dass das Skript nur halb ausgefüllt war, die andere Hälfte wurde in der Vorlesung ausgefüllt und dann fehlt dir auch die Hälfte von den Inhalten. Das ist halt nicht optimal für Vorlesungen, vor allem so in einem H1, wo es halt eh gestreamt wird in die anderen Räume und dann halt einfach nicht hochgeladen wird.
Wie gehst du inzwischen nach drei Semestern mit der Online-Lehre um?
Am Anfang fand ich es noch relativ schwer das alles zu organisieren, vor allem wenn es wenig feste Sachen gab. Also wenn es so wenige wirklich feste Termine, Live-Vorlesungen oder Abgabetermine gab, sondern alles nur asynchron mit Video stattgefunden hat. Dann fand ich es ziemlich schwer, mich selbst zu organisieren und das alles im richtigen Tempo hinzukriegen,so dass ich nicht einen Monat vor der Klausur alles auf einmal machen muss, sondern Stück für Stück. Letztes Semester hab ich das eigentlich gar nicht mehr gemerkt. Wenn man das gut plant, dann kommt man auf jeden Fall auch ganz gut mit der Online-Lehre zurecht. Wo ich es so ein bisschen schade finde, ist bei den Seminaren, da wär es deutlich cooler, wenn man wirklich präsent vor Ort wäre und dann zusammen diese ganzen Projekte und sowas macht.
Was fehlt dir am meisten von der Präsenzlehre?
Da würde ich auf jeden Fall sagen, dass die Vertiefungsmodule und Projektseminare schon deutlich cooler wären in Präsenz, vor allem weil man dort so eine kleine Gruppe ist. Und eigentlich auch bei allen Gruppenarbeiten, weil dabei ist es auch viel cooler, wenn man vor Ort ist und das zusammen machen kann, statt einfach nur über Zoom oder Discord. Was mir überhaupt nicht fehlt, sind die ganz normalen Vorlesungen im Vorlesungssaal, die könnten von mir aus auch gerne weiterhin nur online sein. Tutorien vielleicht auch noch, das ist auch noch ganz cool in Präsenz zu haben, wenn es kleine Tutorien sind. Sowas wie BWL 1 oder Mathe, wo es ja quasi auch eine kleine Vorlesung ist, da fehlt es mir um ehrlich zu sein auch nicht.
Also besonders gut an der digitalen Lehre gefällt dir eigentlich, dass Vorlesungen deutlich flexibler sind?
Genau, ich hab immer 20 Stunden neben der Uni noch gearbeitet und mit asynchronen Vorlesungen ist es halt viel einfacher das zu organisieren. Während der Präsenzzeit musste man sich immer fest auf zwei Tage festlegen, wann ich jetzt arbeiten kann und wann nicht, weil die Zeiten ja immer gleich waren. Das ist je nach Job ja manchmal nicht so realistisch, weil manchmal muss man ja spontan mal einspringen. Und dann ist es deutlich einfacher es zu organisieren, wenn man einfach die Sachen nachgucken kann.
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Anonym
Hast du dein Studium digital gestartet, oder hattest du vorher auch schon Präsenzlehre?
Ich habe zum Wintersemester 2020, also letztes Jahr nach dem Abi direkt angefangen und bin jetzt im zweiten Semester im Bachelor Wirtschaftsinformatik. Ich war bis jetzt nur einmal in einem Unigebäude, was nicht mal ein richtiges Gebäude der Uni war, sondern eine Messehalle für eine Informatikklausur. Ich kenne jetzt natürlich online schon die ersten Leute aus de Studium, habe auch schon ein paar davon getroffen, aber kann jetzt natürlich keinen Vergleich zu „nicht online“ machen.
Wie hast du die digitale Lehre anfangs wahrgenommen?
Man hat gemerkt, dass sie sich auf jeden Fall Gedanken gemacht haben, also generell die Uni und auch der Fachbereich; dass die versucht haben, uns entgegen zu kommen mit der Umstellung. Was man halt merkt, dass das Uni ist und nicht mehr Schule, da man sich alles selber zusammensuchen muss. Am Anfang, vor der O-Woche, habe ich noch nicht so richtig gewusst, was Fachbereiche sind, dass einzelne Fachbereiche ihre eigenen einzelnen Kurse und Module haben, was das Learnweb überhaupt ist, wie das alles funktioniert, was Tutorien sind, also sozusagen dieses ganze System. Das ging aber alles relativ schnell und besonders auch in der ersten Klausurenphase wusste ich auch nicht so richtig, wie man sich am besten darauf vorbereitet, aber das läuft jetzt deutlich besser. In der O-Woche wurde uns das alles sehr gut erklärt und das war alles sehr hilfreich. Ich finde jetzt über Zoom, läuft das alles gut auch mit den Abgaben, die geben sich alle sehr viel Mühe. Wichtig ist, dass man sich selbst motivieren und dran bleiben sollte.
Jetzt ist schon das dritte Semester, das digital läuft - wie gehst du inzwischen damit um?
Ich mache alles über Zoom / Discord, ich treffe mich manchmal auch mit meinen Abgabegruppen, das ist alles relativ entspannt, man hat also relativ viel Zeit für andere Sachen. Ich glaube, wenn man jetzt in der Uni wäre, dann müsste man immer von Gebäude zu Gebäude wechseln, dann ist man den ganzen Tag unterwegs und muss dann doch früher aufstehen. Aber ich würde trotzdem ganz gerne mal die Stimmung mit 800 Leuten im H1 erleben und hoffe, das klappt irgendwann.
Was fehlt dir am meisten an der Präsenzlehre?
Die Stimmung - einfach, dass man das zusammen erlebt, dass man auch während der Vorlesung Fragen stellen kann; so schreibe ich mir immer alles auf und frage dann danach Freunde. Auch das Unileben: Zwischendurch mal einen Kaffee trinken zu gehen oder ähnliches. Man macht halt alles von zuhause, das ist immer der gleiche Platz und nicht so richtig abwechslungsreich. Es stört mich jetzt nicht besonders stark, ich komme da eigentlich ganz gut mit zurecht, aber ich würde es trotzdem mal ganz gerne irgendwann erleben. Ich hoffe, dass zum Wintersemester wenigstens die Tutorien teilweise in Präsenz sind.
Was gefällt dir gut an der digitalen Lehre?
Was ich besonders gut finde: Im Vergleich zu anderen Instituten werden bei uns die Folien hochgeladen, das machen viele an anderen Unis nicht. Mir gefällt ebenfalls gut, dass alles wirklich zentral über das Learnweb und Zoom läuft und dass es nicht wirklich viele große Abweichungen in Hinblick auf die Nutzung von digitalen Plattformen gibt.