Forschungslandkarte "Prozessorientierte Verwaltung". Studie im Auftrag des Bundesministeriums des Innern

Becker Jörg, Heide Tobias, Hofmann Sara, Jurisch Marlen, Knackstedt Ralf, Krcmar Helmut, Ley Thomas, Räckers Michael, Thome Irina, Wolf Petra


Zusammenfassung
Deutschland ist auf dem Weg hin zu einer prozessorientierten Verwaltung. Es gibt vielfältige Bestrebungen, den Prozessgedanken, insbesondere bei der Modernisierung von Verwaltungsabläufen, in den Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen zu etablieren. Das zeigen die Daten der Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung, die im Auftrag des Bundesministeriums des Innern erstellt wurde. Nichtsdestotrotz ist der Weg bis zu einer ganzheitlichen Prozessorientierung und Nutzung der Vorteile einer ablauforientierten Gestaltung der Verwaltungsstrukturen noch weit. Auch das ist das Ergebnis der vorliegenden Studie.
Auf dem Weg zur Erstellung der Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung und der begleitenden Studie wurden zahlreiche Literaturquellen und -datenbanken sowie Projektdatenbanken systematisch durchsucht. Die so identifizierten Forscherinnen und Forscher, die in Deutschland in der Community der prozessorientierten Verwaltungen arbeiten und forschen, wurden gebeten, den Stand ihrer Forschung im aufgebauten Forschungsportal zu dokumentieren. Zum Zeitpunkt der Datenauswertung konnten so 115 Projekte, 155 Forschungsergebnisse, 143 Organisationen, 215 Personen und 104 Publikationen erfasst und für die Auswertung genutzt werden. Dabei konnten im Status quo im Kern 14 Forschungsfelder identifiziert werden, innerhalb derer sich die Forschungslücken der prozessorientierten Verwaltung strukturieren lassen und die Basis der Handlungsempfehlungen dieser Studie sind. Im Einzelnen sind dies:
1. Die Forschungsinstitutionen, die im Themenfeld Prozessorientierte Verwaltung arbeiten, sind wenig miteinander vernetzt.
2. Theoretische Grundlagen zur prozessorientierten Verwaltung werden kaum erforscht.
3. Die Forschung konzentriert sich derzeit vornehmlich auf die Entwicklung von Ergebnissen, jedoch nicht auf deren Anwendung.
4. Forschungsergebnisse werden nur in sehr geringem Umfang wiederverwendet.
5. Forschungsprojekte nutzen oder entwickeln kaum Standards und dienen kaum der Harmonisierung.
6. Die Arbeiten zur Entwicklung standardisierter, durchgängiger Prozessketten zwischen den Verwaltungen und weiteren Akteuren stehen noch am Anfang.
7. Spezifika der Schnittstellen zu spezifischen Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltung werden bislang kaum erarbeitet.
8. Wird Prozessmanagement in den Verwaltungen durchgeführt, fehlt es noch an langfristiger und kontinuierlicher Etablierung.
9. Die Finanzflusssicht innerhalb der Prozesse ist kaum im Fokus der Prozessmanager.
10. Rechtliche Aspekte in den Verwaltungsprozessen werden im Prozessmanagement bisher kaum beachtet.
11. Prozessmanagement in öffentlichen Verwaltungen wird derzeit kaum zum Managen der Risiken innerhalb und im Einflussbereich der Verwaltungen genutzt.
12. Prozessmanagement bzw. das Anwerben von Prozessmanagern spielt derzeit für den Arbeitsmarkt der öffentlichen Verwaltungen keine Rolle.
13. Die Möglichkeit, gut organisierte und gesteuerte Prozesse als einen Wettbewerbsvorteil einer öffentlichen Verwaltung zu vermarkten, wird bisher nicht genutzt.
14. Die Erfolgswirkung der Prozessorientierung, insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz der neuen Prozesse und Abläufe bezüglich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Bürgerinnen und Bürger, wird bislang kaum berücksichtigt.



Publikationstyp
Fachbuch (Monographie)

Begutachtet
Nein

Publikationsstatus
Veröffentlicht

Jahr
2011

Ort
München/Münster

Sprache
Deutsch